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www.jumole.de 2001

Bi 14.02.01

 

Podiumsdiskussion im Waldbrunner Rathaus zum Skiparkprojekt       von Michael Hahl

Unter dem Motto „Kunstschnee heizt die Debatte an“ moderierte Frau Steinbeißer vom SWR4-Kurpfalzradio am vergangenen Montag eine öffentliche Live-Diskussion in Waldbrunn zum umstrittenen Skiparkprojekt am Katzenbuckel. Teilnehmer waren Bürgermeister Klaus Schölch, Investor Uwe Emig, die Parteivorsitzenden von SPD und CDU Dieter Weis und Heinz-Dieter Ihrig, der UBW-Vorsitzende Reinhold Weis, Dirk Scheuenpflug von der Bürgerinitiative Katzenbuckel und Peter Edelmann vom Nabu Waldbrunn; das Publikum, darunter auch Helmut Keller vom Gesamt-Odenwaldklub, durfte eifrig mitdiskutieren.

Einleitend beschrieb Emig, er wolle mit dem Skiparkprojekt ein attraktives Freizeitangebot für große Gruppen, nämlich Skifahrer, und für Familien ermöglichen. Hierzu wolle er den sogenannten „Bioschnee“, einen lediglich aus Wasser hergestellten, stark verdichteten künstlichen Schnee, vier Monate lang am Nordhang des Katzenbuckels aufbringen. Aufgrund des hohen Energieverbrauchs könne, so konterte Edelmann vom Nabu, jedoch nicht von „Bioschnee“ die Rede sein. Helmut Keller vom Odenwaldklub stellte zudem die Frage nach den Folgeschäden auf dem Katzenbuckel durch den intensiven Skibetrieb. Emig verwies auf eine gute Umweltverträglichkeit dieses Materials, wodurch Bodenerosion und Beschädigung des Unterbodens geringer ausfielen als bei Kunstschnee aus gewöhnlichen Schneekanonen. Der Odenwaldklub lehne dieses Projekt trotzdem aus Naturschutzgründen ab: Durch einen Skipark gingen wir weg von einem sanften Tourismus, so argumentierte Keller, man müsse aber die Naturlandschaft erhalten.

Aus dem Publikum gab der Biologe Dr. Schnetter zu bedenken, dass bei der durch den Treibhauseffekt zu erwartenden Erderwärmung um 1°C in den nächsten 10 Jahren mit immer weniger Naturschnee zu rechnen sei, wodurch er die Rentabilität einer Skiparkanlage auf einer relativ geringen Höhe von ca. 600 Meter generell in Frage gestellt sehe. Um möglichst viel Leute anzuziehen, müsse daher ein „Rummelplatz“ auf dem Katzenbuckel entstehen, so Schnetter, dies sei aber vom Naturschutz abzulehnen. Emig argumentierte dagegen, er wolle mit dem Skipark vielen Menschen die Möglichkeit bieten, „im Einklang mit der Natur“ Skifahren zu können, gerade weil mit immer weniger Naturschnee zu rechnen sei. Man müsse Landschaftseingriff und den Nutzen des Skiparks für Freizeit und Tourismus abwägen, erklärte Bürgermeister Schölch. Scheuenpflug von der Bürgerinitiative Katzenbuckel stellte allerdings die Bedeutung eines Skiparks für den Tourismus in Frage. Es sei in dieser Runde nur von Tagesgästen die Rede, eine Steigerung der Übernachtungszahlen dürfe daher nicht erwartet werden. Auch könne bei den relativ hohen Eintrittspreisen, laut Emig DM 35.- pro Person für eine Tageskarte, nicht von einem familienfreundlichen Angebot die Rede sein.

Reinhold Weis von der UBW forderte dazu auf, für weitere Planungen sei zunächst das touristische Konzept abzuwarten, das im Waldbrunner Arbeitskreis Touristik zur Zeit ausgearbeitet würde. Gerade beim Tagestourismus, so argumentierte Weis, sei das erhöhte Verkehrsaufkommen und die dadurch bedingte Minderung der Lebensqualität problematisch. Laut Emig sei an Wochenenden mit bis zu 2000 Skiparkbesuchern täglich zu rechnen, die jeweils über den Tag verteilt an- und abreisten, je nachdem, ob die Pisten tagsüber oder abends im Flutlichtbetrieb genutzt würden. Trotz neuer Parkplätze und einem zusätzlichen Ausweichparkplatz am Sobertsbrunnen-Gewerbegebiet, sei die Belastung für die Bürger, so die Skiparkgegner einstimmig, vorprogrammiert. Schölch beteuerte, der Skipark käme nur mit begleitenden Infrastrukturmaßnahmen, um die Waldbrunner Bürger „von diesen Maßnahmen fernzuhalten, so gut das möglich ist“. Reinhold Weis war das jedoch zu wenig, er plädierte, indem er sich auf eine Unterschriftenliste von Anwohnern berief, die um ihre Wohnqualität fürchteten, für mehr Bürgerbeteiligung und forderte einen Bürgerentscheid. Schölch lehnte dies ab: Einen Bürgerentscheid in dieser Sache ließe die Gemeindeordnung gar nicht zu. Stattdessen kündigte er erneut eine Bürgerversammlung zur Skiparkthematik an, um öffentlich über die Pläne zu informieren.

In dieser Diskussion konnten viele Pro- und Contra-Argumente in der Debatte um „Naturidylle und Skizirkus“, wie die Moderatorin pointierte, nur angerissen werden. Allerdings bot die Veranstaltung eine Möglichkeit des gedanklichen Austauschs, und war daher ein wichtiger Schritt auf dem Weg einer Entscheidungsfindung in der Skiparkdebatte.
 

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