Authentische Tourismusangebote in einer intakten Kulturlandschaft
RNZ 20.01.01
Der Landtagsabgeordnete und Tourismusexperte Jürgen Walter stellt in Waldbrunn ein Konzept für touristische Entwicklungspotenziale in Baden-Württemberg vor
Von Michael Hahl
Am vergangenen Mittwoch lud die „Bürgerinitiative Katzenbuckel“, zusammen mit dem NABU Waldbrunn und dem Odenwaldklub, alle Interessierten zu einem Vortrag
des Landtagsabgeordneten und Tourismusexperten Jürgen Walter (Bündnis 90/Die Grünen) über neue Konzeptionen und Entwicklungsperspektiven im Tourismus Baden-Württembergs. Der volle Saal bei der Veranstaltung in der
Schollbrunner Linde sowie die angeregte Diskussion im Anschluss machten bereits deutlich: Die touristischen Entwicklungspläne der Kommune Waldbrunn stoßen auf ein breites Interesse; anwesend waren nicht nur
zahlreiche BürgerInnen, sondern auch Bürgermeister Schölch, einige Gemeinderäte, und Vertreter lokaler Verkehrsämter.
Tourismus muss im Rahmen eines Gesamtkonzepts umgesetzt werden, um alle
Beteiligten einzubeziehen. Dies sieht Walter als einen zentralen Punkt seiner Ideen, den er auch mit vielen Beispielen aus verschiedenen Bundesländern fundamentierte. Ein modellhaftes Projekt des Landes
Baden-Württemberg zur Erhaltung und Entwicklung von Natur und Umwelt („PLENUM“) spiegelt diesen Ansatz wieder: Der Tourismus wird – zusammen mit der Landwirtschaft und der Vermarktung regionaler Produkte, mit
Gewerbe und Industrie, sowie mit Umweltschutz, Energie und Verkehr – in ein wirtschaftliches Geflecht einbezogen. Ziel dieses Konzepts ist es einerseits, unter angemessener Förderung umweltverträglicher Konzepte,
regionale Wirtschaftskreiskäufe zu stärken. Andererseits kann gerade auf diese Weise eine Region authentisch vermarktet werden, indem beispielsweise charakteristische regionale Produkte einen zentralen Stellenwert
im Tourismus erhalten. „Rhönschaf“, „Grauburgunder-Coup“ auf dem Kaiserstuhl oder die „Käsestraße“ in Österreich führte Walter als erfolgreiche Beispiele für eine solche Verflechtung von Tourismus und anderen
Wirtschaftszweigen an, wodurch diese Regionen den eigenen Charakter erfolgreich hervorheben.
Walters Vortrag machte deutlich, dass die wichtigste Ressource der Erholungsregionen Baden-Württembergs eine
intakte Kulturlandschaft darstellt. Diese gilt es zu erhalten, um sich nicht „selbst den Ast abzusägen, auf dem man sitzt“. Daher sieht er einen umweltverträglichen Tourismus als Notwendigkeit, der beispielsweise
auch regional abgestimmte Verkehrskonzepte einzubeziehen hätte. Auch müsse bei der Anreisemöglichkeit mit der Bahn an einen Abholservice gedacht werden. Umweltverträglicher Tourismus kann, so Walter, auch nicht als
eine Art „Werbegag“ durchgeführt werden; das würde die entsprechenden Zielgruppen fernhalten. – Das Fazit des Vortrags Jürgen Walters muss daher lauten: Auf der Grundlage einer intakten Kulturlandschaft, die sich
authentisch und unter Einbindung regionaler Wirtschaftskreisläufe auf dem Inlandsreisemarkt präsentiert, kann der Tourismus Baden-Württembergs – insbesondere unter Einbezug familienfreundlicher Angebote –
erfolgreich und zukunftsfähig entwickelt werden.
In der Diskussion über touristische Entwicklungspotentiale in Waldbrunn gab der Vortrag Jürgen Walters somit wertvolle Anregungen. Darüber hinaus ermöglichte
diese öffentliche Veranstaltung aber auch ein Forum für alle interessierten Bürger und Entscheidungsträger, sich gemeinsam über kommunale und regionale Tourismuskonzeptionen auseinander zusetzen.
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