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RNZ 25.10.00

Entscheidung über Skipark-Pläne vertagt
(RNZ v. 25.10.00)

Bürgerversammlung soll Informationsbedarf decken - Riesiges Interesse an Gemeinderatssitzung - Bürgermeister Schölch kontra NABU

Von Gerhard Layer

Waldbrunn. Der Bedarf an Informationen und Diskussionen zum Thema " Skipark am Katzenbuckel" - mehrfach in der RNZ in Stellungnahmen und Leserbriefen artikuliert - ist enorm und wird auch vom Gemeinderat Waldbrunn anerkannt. In einer Bürgerversammlung soll nun das Projekt vorgestellt und besprochen werden. Das beschloss der Rat am Montag vor über 100 Zuhörern in seiner Sitzung in Oberdielbach und vertagte damit die vorgesehene Beratung über das weitere Vorgehen. Keineswegs jedoch, so Bürgermeister Klaus Schölch in seiner Stellungnahme nach einer hitzig verlaufenen Bürgerfragestunde, haben Gemeindeverwaltung oder Gemeinderat versucht, das brisante Thema zu vertuschen. Mit dem Verweis auf eine Gemeinderatssitzung vom 12. 4. 1999 und entsprechende Veröffentlichungen dazu widerlegte er die Vorwürfe der "Heimlichtuerei", die zuvor auch Waldkatzenbachs Ortsvorsteher Karlheinz Wetterauer zurückgewiesen hatte. In Waldkatzenbach sei das Vorhaben zudem in einer Ortschaftsratssitzung am 7. 4. 1999 sowie am 6. 6. 2000 erörtert worden, sagte Wetterauer. "Jedermann hatte die Gelegenheit, sich zu informieren."

Die Möglichkeit, ihren Informationsbedürfnis bei dieser Sitzung nachzukommen, nutzten indes so viele Bürger wie wohl noch selten bei einer Tagung des Waldbrunner Rats. Nur noch Stehplatze im Foyer waren im Kindergarten zu vergeben, als Bürgermeister Schölch dazu willkommen hieß und Ortsvorsteher Wetterauer mit einer Erklärung die Bürgerfragestunde eröffnete. Dann verwies Wetterauer auch auf eine Besprechung des Ortschaftsrats mit Vereinsvertretern am 16. Oktober 2000 und verwahrte sich gegen veröffentlichte "Falschinformationen" zur Terminierung der für heute angesetzten Ortschaftsratssitzung in Waldkatzenbach (20 Uhr, Bürgersaal).

Mitunter lautstark verlief dann die Fragestunde, bei der Bürgermeister Schölch auch mit der Nutzung seines Hausrechtes drohte und sich nach Zurechtweisungen Zwischenrufe ("Sind wir in der DDR?") gefallen lassen musste. Zu Saalverweisen kam es jedoch nicht, und am Ende ging man mit dem Appell des Bürgermeisters auseinander, die gegenteiligen Meinungen zu dem umstrittenen Projekt zu respektieren. Der Wasserversorgung galten die ersten Fragen. Schölch teilte hierzu mit, dass das für den Betrieb der Beschneiungsanlage nötige Wasser aus der Freya-Quelle zu entnehmen sei und über Trinkwasserqualität verfüge. Die in der Stellungnahme der NABU-Orts-gruppe (RNZ vom 12.10. 2000) genannte Summe von 3,5 Millionen DM für die Erschließung bestritt er und ließ wissen, dass nur wenige der von der Gemeinde zu erschließenden Objekte so gut refinanzierbar seien wie das geplante Skiparkprojekt mit IQ bis 15 neuen Zeitarbeitsplätzen. Was der Investor an Gewerbesteuer einspare, darüber gab Schölch keine Auskunft. Dessen Steuerangelegenheiten wertete er als Privatsache; hier genieße jeder Bürger Schutz.

Ausschlaggebend dafür, dass nach den fallen gelassenen Planungen von 1985 nun am Katzenbuckel der mittlerweile angepflanzte Wald dem Gelände für einen Skilift mit Skipark weichen soll, sei das Interesse dieses privaten Betreibers. Anderthalb Jahre habe man in verschiedenen Gremien das Vorhaben abgewogen und dabei sehr wohl auch ökologische Probleme berücksichtigt. Noch nicht eingeholt habe man Einschätzungen über die Auswirkungen auf den Tourismus im Hohen Odenwald oder genauere Bedarfsermittlungen. Deshalb und wegen des immensen Bedarfs an Diskussionen, so forderte ein Bürger unter starkem Beifall, solle man nun auch "nicht mit Gewalt abstimmen" und den Tagesordnungspunkt absetzen, Darauf zielte auch die vorbereitete Erklärung des Bürgermeisters. Doch ehe der Gemeinderat dem zustimmte, legte Klaus Schölch seine Sicht der Dinge dar. Anhand einer Checkliste verdeutlichte er, in welch frühem Stadium die Planung sich befinde, und listete die Termine auf, an denen sich der Rat mit der Materie befasste

Die NABU-Ortsgruppe, so betonte Schölch, sei, wie stets bei solchen Projekten, von Anfang an in die Überlegungen eingeweiht gewesen. Wenn sie - wie deren Sprecher Peter Edelmann mit Hinweis auf ökologische und wirtschaftliche Bedenken bei der Fragestunde kundtat - das Projekt ablehne, sei dies in Ordnung. Man hätte dies aber schon früher tun können. Die Veröffentlichung, mit der er die vertrauensvolle Zusammenarbeit beendet sah, habe eine Welle ausgelöst und Schreiber auf den Plan gerufen, die bislang nichts für die Gemeinde getan hätten. Bei der CDU- und SPD-Fraktion bedankte sich Schölch für das Miteinander in dieser Frage. Gemeinsam wolle man die Sache weiterverfolgen, "die Mittel täten der Infrastruktur der Gemeinde und dem Raum gut". Während Rolf Friedrich damit die UWB-Räte ins Abseits gestellt sah und die Sitzung verließ, plädierte, UWB-Rat Reinhold Weis für mehr Sachlichkeit und empfahl für die Bürgerversammlung die Hinzuziehung eines unabhängigen Tourismus-Experten und die Anhörung des Investors. Darüber, so Bürgermeister Schölch, wird der Gemeinderat entsprechend der an diesem Abend oft genannten Gemeindeordnung zu befinden haben.

Rhein-Neckar-Zeitung 25.10.2000