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BI 24.03.01

Skipark auf dem Katzenbuckel belastet auch die Region    

Im Mai wird in Waldbrunn in einer öffentlichen Bürgerversammlung mit zum Teil hochkarätigen Experten über das umstrittene Skiparkprojekt informiert. Daraufhin werden sich die Gemeinderäte für oder gegen einen Katzenbuckel-Skipark entscheiden. – Mittlerweile melden sich Bürger aus der gesamten Region Neckartal/Odenwald zu Wort, denn selbstverständlich sind die Pläne des Privatinvestors Uwe Emig keineswegs nur ein Problem innerhalb der kommunalen Grenzen Waldbrunns.

Erstens betrifft die hierbei unvermeidliche Verschandelung des Landschaftsschutzgebietes alle Bewohner sowie die Gäste im Odenwald, also Wanderer, Familien mit Kindern, Naturliebhaber, die bisher gerne den Katzenbuckel mit seinem grandiosen Panoramablick aufsuchten. Ein zugebauter Berg mit mindestens vier Monaten Skiparkbetrieb, lärmenden Kunstschneemaschinen und Musikbeschallung, Flutlichtanlage und feuchtfröhlichen Aprés-Ski-Abenden wäre nicht mehr das attraktive Naherholungsgebiet von heute. Dieser Verlust bedeutet allerdings eine krasse Minderung der Lebensqualität des gesamten Raumes! Die bisherigen Odenwaldgäste, die vor allem intakte Landschaft und Natur suchen, werden das Gebiet des Katzenbuckels meiden.

Zweitens ist mit einer deutlich ansteigenden Verkehrsbelastung besonders in den Neckartalgemeinden zu rechnen. Laut Angaben des Investors werden bis zu 2000 Tagesbesucher erwartet, die jeweils zu verschiedenen Tageszeiten an- und abfahren. Dies hätte aber einen enorm zunehmenden Freizeitverkehr von morgens bis nachts zur Folge (der Skipark wäre laut Emig bis etwa 22 Uhr geöffnet!). – Daher würde ich persönlich auch den Bürgern im Neckartal empfehlen: Besser heute aufwachen, als von Dezember bis März an den Wochenendabenden vom Verkehrslärm wachgehalten zu werden.

Alles ist eine Frage des Standortes! Wenn es am Katzenbuckel auf 5-600 Meter Meereshöhe schlichtweg keinen Schnee mehr gibt (wegen globaler Erwärmung), dann ist dies einfach der falsche Standort für einen Skipark! Von der gesetzlich fundamentierten Schutzwürdigkeit dieser speziellen Landschaft gar nicht zu reden. – Es geht aber auch um eine grundsätzliche Problematik: Allmählich sollten wir Menschen dahintergestiegen sein, dass man nicht jede schutzwürdige Landschaft platt walzen kann (Rodungen, Pistennivellierung, Flächenverdichtung, folglich Bodenerosion usw.), nur weil es einem ehrgeizigen Unternehmer in den Fingern zu jucken scheint! – Nach meinem Verständnis von Verantwortung für Natur, Menschen und Wirtschaft sind im 21. Jahrhundert umwelt- und sozialverträgliche Investitionen von verantwortungsbewussten Geschäftsleuten gefordert. Ich bin sicher, dem etwas zeitgemäßer denkenden Financier fällt so manches ein, wie tatsächlich „im Einklang mit der Natur“ (Zitat von Emig) sowie im Konsens mit den Bedürfnissen der Menschen (Bewohner, Besucher, last not least potenzielle Kunden!) in den regionalen Tourismus investiert werden könnte. Und wenn nicht, so gibt es hierfür die entsprechenden Tourismusfachleute, die gerne beraten. Zum Umdenken ist es übrigens nie zu spät; eine gewissenhafte Kurskorrektur schadet keineswegs dem guten Ruf.

Michael Hahl (Leserbrief, RNZ 24./25.03.01)